Das Klettergebiet Südpfalz

Der Pfälzer Wasgau, im südlichen Teil des Pfälzer Waldes, ist eine der eindrucksvollsten Buntsandstein-Landschaften Deutschlands. Etwa 80 freistehende Türme und mehr als 140 Felsmassive geben dieser Landschaft ihr charakteristisches Bild. Das Gebiet, welches der Pfälzer Wasgau dabei umfasst, erstreckt sich in etwa auf einer Dreiecksfläche zwischen den Städten Annweiler, Weißenburg (Elsaß) und Pirmasens. Der Wasgau an sich, setzt sich jedoch bis ins benachbarte Elsaß und nach Lothringen hinein fort, wobei auch dort weitere Buntsandsteinfelsen anzutreffen sind.

Bis über 60 Meter hoch, mit teilweise mächtigen Wänden und Türmen, stehen diese Buntsandsteinfelsen, als Wahrzeichen des Pfälzer Wasgau, auf den Gipfeln der dicht bewaldeten Berge und Hügel.

Geschichte :

Das Klettern in unserer Region kann mittlerweile auf eine über hundertjährige Tradition zurückblicken. Bereits 1860 wurde der mächtigste der Südpfälzer Felsen, der Asselstein (Höhe ca. 60 Meter!) mit Hilfe von angelegten Baumstämmen und Leitern über seine Westwand bestiegen. Später installierte man sogar ein festes Drahtseil, und damit einen der ersten Klettersteige Deutschlands.

Blick vom Heidenpfeiler

Das sportliche Klettern begann jedoch erst 1903, mit der hilfsmittelfreien Erkletterung des Rödelsteins. Diese Nachricht machte schnell die Runde unter den damals wenigen, die sich für die noch unbestiegenen Sandsteintürme des Wasgau interessierten. 1904 setze dann ein regelrechter Boom von Erstbesteigungen ein.

Im Zuge der Zeit entwickelte und veränderte sich dann das Klettern in der Region. Wo für die „Alten“ noch der Gipfel das Ziel war, entstand eine Generation von Kletterern, die ihr Augenmerk auf die Route zum Gipfel , und damit auch zum ersten Mal auf die Schwierigkeit der Kletterei legten. Auch wenn zu dieser Zeit das Klettern mit Hilfsmitteln wie z.B. Trittschlingen, dem Stand der Zeit entsprach, war die Ausrüstung der damaligen Kletterer, verglichen mit der heutigen, doch eher archaisch. Es nötigt uns sogar heute noch, eine riesige Menge Respekt ab, Angesichts der Leistungen die damals vollbracht wurden.

Ende der 1970’er Jahre etablierte sich, beeinflusst von Entwicklungen aus Gebieten wie z.B der Sächsischen Schweiz oder des Yosemity Valley, auch in unserer Region das Freiklettern. Eine Entwicklung die mit der althergebrachten Kletterweise brach, und völlig neue Impulse setzte. Anders als bei der traditionellen technischen Kletterei dienten Seil, Klemmkeile und Seilschlingen nicht mehr zur Fortbewegung am Fels, sondern nur noch zur Absicherung. Ziel war nun, eine Kletterroute ohne Sturz und ohne Hilfsmittel zu klettern. Eine Entwicklung deren Anfangsphase, durch das Aufeinandertreffen zweier sportlicher Sichtweisen geprägt wurde, und als „Pfälzer Hakenkrieg“ leider etwas unrühmlich, Einzug in die pfälzische Klettergeschichte hielt.

Charakter der Kletterei :

Bedingt durch die Vielzahl unterschiedlicher Felsstrukturen ist die Kletterei im Buntsandstein extrem vielseitig und abwechslungsreich. Ein breites Spektrum unterschiedlicher Kletterei wie Risse, Kamine, Reibungsplatten oder Kieseleinlagerungen bietet sich hier dem erfahrenen Kletterer. Allerdings ist eine ausgefeilte und vielseitige Kletter- und Sicherungstechnik absolut notwendig.

Bedingt dadurch, dass unser Klettergebiet schon auf eine lange Tradition zurückblicken kann, wird in den leichteren Klettertouren oftmals eine hohe Anforderung an die moralische Stärke des Vorsteigers gestellt. Das heißt, diese Touren sind in der Regel, wie zur Zeit der Erstbegeher, komplett selbst abzusichern. In den schwierigeren Touren wird es etwas besser, nichtsdestotrotz ist der sichere Umgang mit Keilen und Friends usw. oft erforderlich. Manchmal liegen auch große runout’s zwischen den einzelnen Sicherungspunkten. Aus diesem Grund ist die Südpfalz auch nur sehr bedingt als Gebiet für Anfänger geeignet.

Wichtig ist auch zu wissen, dass die Kletterei im Pfälzer Sandstein oft Bouldercharakter aufweist, d.h. mehrere zusammenhängende schwierige Züge sind hintereinander zu bewältigen, davor und danach kann wieder relativ leichteres Gelände liegen. Oftmals ist die Bewältigung der Schlüsselstelle auch Größenabhängig (komme mir selbst mit 1,80 m manchmal wie ein Zwerg vor! ).

Bewertung der Routen :

Die Bewertung der Klettertouren richtet sich nach der oben offenen UIAA Skala, dabei reichen die Schwierigkeiten in unserer Region vom I. Bis zum XI. Grad. Alle Touren sind sowohl mit in einer technischen A-, als auch einer Freikletterbewertung bewertet.

Des Weiteren gibt es noch eine E-Bewertung, die die Ernsthaftigkeit, Exponiertheit und Absicherbarkeit einer Tour charakterisiert. Diese Bewertung geht von

  • E0 – relativ gut abzusichern
  • E1 – psychisch anspruchsvoll, Möglichkeit weiter Stürze besteht, relativ gute Sicherungsmöglichkeiten
  • E2 – psychisch sehr anspruchsvoll, hohes Verletzungsrisiko, „eckige Flugkurse“, „schlechte Landepisten“, schlechte Sicherungsmöglichkeiten.
Zugang zur Kletterregion

Die Lage von Pleisweiler-Oberhofen am Rande des Wasgau bietet sich für Klettertrips in das Pfälzer Felsenland perfekt an. Sowohl der südliche, mittlere als auch der nördliche Bereich sind über die Hauptverkehrsrouten bequem und schnell zu erreichen.

Empfehlungen

Lauterschwaner Rappenfels
Quasi unser Hausfels. Zahlreiche gut abgesicherte, bzw. gut abzusichernde Touren in den unteren und mittleren Schwierigkeitsgraden. An einigen Stellen auch Toprope möglich.

Steiner Nadel, Engelmannsfels
Sehr schöne Normalwege, gut abzusichern. Toprope möglich. Am Engelmannsfels adrenalinhaltige Abseilstelle.

Luger Gebiet
Luger Friedrich, Geiersteine, Höllenfelsen, Kisselbachwand, Weiherwände,… alles was das Kletterherz begehrt!

Hauensteiner Gebiet
Hülsenfelsen, Nedingfelsen, Burghaldefels, Backelstein, Stephanstürme, …alles, von ganz leicht bis extrem schwer!

Annweiler Gebiet
Trifels, Jungturm, Münzfels, Anebos, Asselstein, …auch wieder alles, von ganz leicht bis ganz schwer, für mich jedoch das schönste Gebiet.

 

Weitere Informationen

…über unsere Kletterregion gibt es auf der Homepage der Pfälzer Kletterer.

Sehr Wichtig !!!    …die aktuelle Felssperrliste beachten. Der Schutz von Wanderfalken und Uhu’s wird von uns allen sehr ernst genommen.

 

Klettern in der Halle

Sollte es doch mal schlecht Wetter sein, bzw. für alle die, die es doch etwas gemütlicher und sicherer angehen lassen wollen, gibt es natürlich auch die Möglichkeit erste Klettererfahrungen in einer Kletterhalle zu sammeln.

Hier bietet sich die Landauer Kletterhalle Fitz Rocks  an
oder wer den Weg in das ca. 35 km entfernte Karlsruhe nicht scheut, die Kletterhalle the Rock.

 

Tip

Natürlich kann man zu jeder Jahreszeit klettern gehen, aber  am schönsten (für mich jedenfalls) ist doch die Jahreszeit September / Oktober. Dann kann man den Klettertag auf einem der vielen Weinfeste der Region, oder in einer der Weinstuben unseres Dorfes, mit einem Flammkuchen und einem guten „Schoppen“ neuen Weines, ausklingen lassen.

 

Literatur
Kletterführer

klettern006Für mich bisher unübertroffen
Der Südpfalz Kletterführer von Udo Daigger und Hans Jürgen Cron
ISBN: 3-00-0515457-4

 

 

 

kf_002Natürlich gibt es auch neuere, sehr gute Literatur
Kletterführer Pfalz: Klettern im Buntsandstein des Pfälzer Felsenlands
ISBN-10: 395611003X
ISBN-13: 978-3956110030

 

 

klettern007Weiterhin lesenswert, die Bücher von Reinhard Karl, eines Kletterers aus unserer Region, und dem ersten Deutschen auf dem Gipfel des Mount Everest. Durch seine Besuche in der Sächsischen Schweiz und in Yosemity wurde er Vorreiter des Freikletterns im westlichen Europa. Zusammen mit Helmut Kiene eröffnete er 1977 die erste alpine Kletterroute im VII. Schwierigkeitsgrad, die Fleischbank-Pumprisse im Wilden Kaiser. Leider verstarb er 1982, durch eine Eislawine am Cho Oyu (Himalaya).
Zeit zum Atmen
ISBN-10: 376341116X
ISBN-13: 978-3763411160

 

noch etwas zum Abschluß

mit Freiklettern, Sportklettern oder auch freeclimbing bezeichnet man das klettern nur mit Hilfe von Griffen und Tritten die der Fels bietet, ohne technische Hilfsmittel zu Fortbewegung zu benutzen. Seil, Klemmkeile, Friend’s etc. dürfen benutzt werden, dienen jedoch lediglich zur Absicherung des eigenen Lebens.
Klettern ohne all diese Absicherungen bezeichnet man als free solo climbing.

 

Sollten noch Fragen zum Thema Klettern in unserer Region bestehen,
wendet euch gerne an mich.

Viele Grüße, und bis dann

Erik